Gestosen

Gestosen
Gestosen
 
[Kurzwort aus Gestationstoxikose], Singular Gestose die, -, auch Schwangerschaftstoxikosen, früher übliche Bezeichnung für Krankheitszustände, die durch eine Schwangerschaft bedingt sind oder durch sie verstärkt werden. Es wurden Frühgestosen und Spätgestosen, die in der zweiten Schwangerschaftshälfte auftreten und für die inzwischen der Begriff schwangerschaftsinduzierter Hochdruck verwendet wird, unterschieden. Der schwangerschaftsinduzierte Hochdruck ist durch Hochdruck, Proteinurie, oft auch starke Ödeme (so genannte Präeklampsie) und in schweren Fällen durch Krämpfe (Eklampsie) gekennzeichnet. Außerdem sind die schon vor der Schwangerschaft bestehenden (präexistenten) Hochdruckerkrankungen unterschiedlicher Ursache von Bedeutung. Zum präexistenten Hochdruck können auch im letzten Schwangerschaftsdrittel noch Proteinurie und Ödeme hinzutreten (so genannte Pfropfgestose). Der bei jeder Schwangerschaft meist im letzten Drittel auftretende Hochdruck normalisiert sich nach Beendigung der Schwangerschaft. Die Ursachen sind vielfältig und hängen v. a. bei präexistenten Formen vom Grundleiden (z. B. chronische Nierenerkrankung, Diabetes mellitus, Herz- und Gefäßerkrankungen) ab. Bei den schwangerschaftsabhängigen Formen sind begünstigende Faktoren u. a. Erst- und Mehrlingsschwangerschaft, höheres Lebensalter, familiäre Disposition. Die Pathogenese ist noch weitgehend unbekannt. Gefäßstörungen, insbesondere Gefäßspasmen mit Durchblutungsstörungen wichtiger Organe einschließlich der fetoplazentaren Zirkulation stehen im Vordergrund. Für deren Auslösung werden immunologische Veränderungen im Bereich des Mutterkuchens mit Imbalance gefäßwirksamer Substanzen, z. B. Prostazyklin, angenommen. Die Folgen derartiger Gefäßstörungen können Minderdurchblutung des Mutterkuchens mit Wachstumsverzögerung des Kindes, vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens und Gerinnungsstörungen sein. Schwere Nieren- und Leberstörungen können zu lebensbedrohlicher Erkrankung der Mutter führen, wobei das HELLP-Syndrom in den letzten Jahren als besonders gefährliche Komplikation bekannt wurde. Die Behandlung besteht in körperlicher Schonung (Bettruhe), Blutdrucksenkung, Ausgleich des proteinuriebedingten Eiweißverlustes (eiweißreiche Ernährung oder Humanalbumin-Infusionen) und selten in medikamentöser Ödemausschwemmung (Diuretika). Die intrauterine fetale Überwachung erfolgt mit Kardiotokographie, sonographischer Bestimmung des kindlichen Reifegrades sowie der Bestimmung der fetalen und plazentaren Durchblutung mittels Ultraschalldiagnostik. Bei zunehmender mütterlicher und kindlicher Gefährdung ist eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft erforderlich.

Universal-Lexikon. 2012.

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